[bits] Dieser Newsletter verstößt gegen die Regeln zur Gewaltverherrlichung

Hallo,

der Streit zwischen Twitter und Donald Trump eskaliert weiter. Nachdem Twitter gestern schon einen Tweet von Trump mit einem Warnhinweis versehen hatte, folgt heute dann der nächste Schritt: „Dieser Tweet verstößt gegen die Twitterregeln zur Gewaltverherrlichung“ sah man in seinem Feed als neuen Warnhinweis. Dies betraf einen Tweet von Trump, indem er mit dem Schusswaffen-Einsatz des Militärs im Inneren gegen Demonstranten drohte, die aufgrund der aktuellen Vorfälle mit Polizeigewalt für Ausschreitungen verantwortlich waren.

Als US-Präsident hatte er dabei Glück, dass der Tweet nach dem Warnhinweis aufgrund seiner öffentlichen Rolle und damit verbunden mit einem öffentlichen Interesses immer noch sichtbar war. Dieselbe Nachricht war übrigens ohne Warnhinweis weiterhin auf Facebook zu finden. Und hier bleibt es spannend: Während Twitter nach vielen Jahren Wegschauen endlich mal reagiert und neue Wege ausprobiert, werden bei Facebook immer noch die größten Lügen und Desinformationen mit größerer Reichweite in der Timeline belohnt.

Zu dem Thema hab ich heute einige Radio-Interviews gegeben, bei MDR Aktuell und SWR Aktuell sind Interviews online zu hören.

Eine gute Einordnung der Geschichte hat auch das SocialMediaWatchblog: Trumps Kampfansage an Facebook und Twitter, erklärt.

Prädikat: Großes Ablenkungstheater, wer denkt gerade noch an 100.000 Corona-Tote, für die Trump mitverantwortlich ist?

Zum Thema Rassismus und Polizeigewalt hat der ehemalige Spiegel-Chefredakteur, Klaus Brinkbäumer, für Zeit-Online ein Essay geschrieben: Das hört nicht auf.

Neues bei netzpolitik.org:

In zwei Wochen soll endlich die deutsche Corona-Tracing-App präsentiert werden. Andere Staaten sind uns etwas voraus, aber funktioniert das Prinzip eigentlich, wie von Virologen erhofft? Unsere Redaktion hat sich diese Woche mal in verschiedenen Staaten angeschaut, wie deren Corona-App-Strategien funktionieren. Und wir haben überall eher Ernüchterung vorgefunden. Das muss nichts heißen, in Deutschland wird auf die neuen Schnittstellen von Google und Apple aufgesetzt. Aber eine Erfolgsgeschichte ist eine solche App bisher in keinem Land geworden: Was Deutschland von der Welt lernen kann.

Wissenswertes zur Coronakrise:

T-Online hat mal recherchiert, wie und warum die Bundesregierung nicht auf die Corona-Pandemie vorbereitet war und vor allem nicht ausreichend Schutzkleidung vorrätig hatte: Wie Deutschland die Corona-Pandemie verschlief.

Nicht alles ist schlecht an der Coronakrise: In der Bundesregierung gibt es sicherlich auch Personen, die sich darüber freuen, dass wegen Kontaktbeschränkungen nicht mehr so viele nervige Fragen von Journalist:innen gestellt werden. Darüber hat das NDR-Medienmagazin Zapp berichtet: Regierungs-PR als Konkurrenz für Journalisten?

Was sonst noch passierte:

Aktuell gibt es im Ruhrgebiet Proteste gegen die Einschaltung des Kohlekraftwerks Datteln 4. Die Polizei Recklinghausen hat dabei eine etwas merkwürdige Auffassung von Pressefreiheit. Einige Journalist:innen, darunter die Taz-Journalistin Anett Selle, haben jetzt ein Aufenthaltsverbot für gleich drei Monate erhalten: Presse aus Datteln verbannt. Das ist ganz schön sportlich, ich wünsche allen betroffenen Journalist:innen viel Erfolg vor Gericht.

Die Crowdfunding-plattform Patreon wird von vielen Künstler:innen genutzt, um direkt mit ihren Fans kommunizieren zu können, auch um ihre Arbeit mitfinanzieren zu lassen. Die Künstlerin Judith Holofernes , bekannt als ehemalige Sängerin von „Wir sind Helden“, hat sich vor kurzem selbstständig gemacht. Sie agiert jetzt als unabhängige Künstlerin auf Patreon und berichtet in einem Video-Gespräch mit der Plattform Piqd über ihre Erfahrungen: Was ist Patreon und was bringt es den Kulturschaffenden?

Auch Google spürt die finanziellen Folgen der Coronapandemie. Weil die Werbeeinnahmen eingebrochen sind, zieht das Unternehmen die Jobangebote an rund 2.000 Vertrags- und Zeitarbeiter:innen zurück, denen eigentlich schon zugesagt wurde. Insgesamt beschäftigt Google mehr als 130.000 solcher Arbeiter:innen – weit mehr als die 123.000 Festangestellten. Dabei werden die „Schattenarbeiter:innen“ schlechter bezahlt und haben weniger Sicherheiten: Google Rescinds Offers to Thousands of Contract Workers.

Video des Tages: Abdelkratie

Die Bundeszentrale für politische Bildung macht neue Werbung für das Grundgesetz und unsere Grundrechte. Zusammen mit dem Comedian Abdelkarim gibt es das neue Youtube-Format Abdelkratie. Im Deutschlandfunk Kultur erklärt Abdelkarim, was der Hintergrund ist und wen man wie erreichen möchte: Das Grundgesetz soll Spaß machen.

Viele Grüße und bleibt gesund,
Markus Beckedahl

Ich freue mich immer über Feedback und gute Hinweise. Meine Mailadresse ist markus@np. Ich bin zwar häufig von zu vielen eMails überfordert und bekomme nicht alle beantwortet. Aber ich lese alle Mails.

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