Hallo,
eines der erfolgreichsten Medien in Deutschland feiert am kommenden Montag den 40. Geburtstag: Happy birthday Videotext! Bis zu zehn Millionen Menschen sollen ihn täglich noch konsumieren. Und auch mir ist bewusst, dass es ihn noch gibt und er auch eine Relevanz hat. Denn meine Mutter bekommt ihre Breaking News immer noch aus dem Videotext ihres Fernsehers, während ich das System dahinter eigentlich nie genutzt habe. Und so erfahre ich dann immer, was auf welcher Seite beschrieben ist und wann dort wo netzpolitik.org zitiert wird.
Videotext ist dabei nicht trivial, frühe Twitter-Nutzer:innen wissen, dass 140 Zeichen nach viel mehr klingt als man dann tatsächlich zur Verfügung hat. Und so gibt es heute noch darauf spezialisierte Redakteur:innen. Und obskure SMS-Chats, wo ich mich immer frage, wer da warum überhaupt mitmachen sollte. Das Redaktionsnetzwerk Deutschland gratuliert: Pixel-Nacktbilder und SMS-Chats.
Neues bei netzpolitik.org:
Seit April gibt es die Plattform WirLernenOnline.de, die freie Bildungsmaterialien bereitstellt und Tipps für den digitalen Unterricht gibt. Gegründet von Wikimedia Deutschland mit dem Verein edusharing.net, will das Mitmach-Projekt das Wissen und Können der Community bündeln. Julia Barthel hat mit Heike Gleibs gesprochen, die das Projekt für Wikimedia mit leitet: Eine Suchmaschine für freie Bildungsinhalte.
Wissenswertes zur Coronakrise:
Ein Running-Gag seit Beginn dieser Coronakrise ist, dass das Infektions-Meldesystem zwischen föderalen Strukturen und Fax-Versand offensichtlich aus einem anderen Jahrtausend stammt. Das ist natürlich ein Problem, wenn man mitten in einer Pandemie steckt. Datenjournalisten vom BR haben mal die wahrscheinlichen Verspätungen analysiert: Verspätete Daten gefährden Frühwarnsystem.
Die New York Times hat einen aktuellen Überblick veröffentlicht, wie und wo gerade Drohnen eingesetzt werden: The drones were ready for this moment.
Was sonst noch passierte:
Die größte netzpolitische Debatte der kommenden Jahren auf EU-Ebene wird die um den „Digital Service Act“ sein. Sehr grob gesagt geht es um Plattformregulierung und Haftungsregime. Aber vor allem geht es um die zentrale Gesetzgebung für das Netz. Wir verfolgen die Entwicklung des Gesetzesprozesses bereits seit einem Jahr auf netzpolitik.org und sind gespannt auf den bald kommenden Gesetzesentwurf. In ihrer Kolumne auf Heise-Online führt die ehemalige EU-Abgeordnete Julia Reda in das Thema ein: Der Digital Services Act krempelt Internetplattformen um.
Seit vielen Jahren träumen viele Menschen von einer Flatrate für journalistische Werke mit Buchstaben. Die klassischen Abos von traditionellen Medienmarken gelten häufig nicht mehr als zeitgemäss, vor allem wenn man alles durcheinander liest und nicht mehr an eine Medienmarke gebunden ist. Pauline Tilmann fasst die aktuelle Debatte nochmal zusammen: Ein Spotify für Journalismus?
Überwachung beeinflusst viel mehr als unsere Privatsphäre. Ein guter Exkurs in die Mechanismen des Überwachungskapitalismus, der Datengerechtigkeit und Chancengleichheit bietet The Conversation: The coronavirus pandemic highlights the need for a surveillance debate beyond ‚privacy‘.
Audio des Tages: Wandel der digitalen Öffentlichkeit
Für den Forschergeist-Podcast hat Tim Pritlove den Soziologen Jan-Hinrik Schmidt interviewt, der als Senior Researcher am Leibniz-Institut für Medienforschung / Hans-Bredow-Institut in Hamburg arbeitet. Jan-Hinrik Schmidt erforschte schon in den Nuller Jahren soziale Medien, als diese noch Blogs hießen und man alle dazu forschenden Wissenschaftler:innen an einer Hand aufzählen konnte. In dem Gespräch geht es um seine Arbeit und den Wandel der digitalen Öffentlichkeit: FG080 Medien und Meinungsbildung.
Video des Tages: Rechte. Rock. Rattenfänger. Und Drum’n’Bass.
Warum gehen Menschen auf Nazi-Konzerte und wie sieht das da aus? Die ARD-Dokumentation „Rabiat: Rechte. Rock. Rattenfänger“ hat sich das näher angeschaut.
Die Dokumentation „Drum & Bass: The Movement“ auf Youtube beleuchtet die Entwicklung von Drum’n’Bass und Jungle in den Jahren 1996 -2016 mit vielen Interviews mit Protagonisten. Das ist spannend für alle Fans des Genres, zeigt aber auch zugleich, wie männlich dominiert die Szene war.
Viele Grüße und bleibt gesund,
Markus Beckedahl
Ich freue mich immer über Feedback und gute Hinweise. Meine Mailadresse ist markus@np. Ich bin zwar häufig von zu vielen eMails überfordert und bekomme nicht alle beantwortet. Aber ich lese alle Mails.
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