[bits] Kein Datenschutz-Auskunftsrecht in dieser Videokonferenz

Hallo,

die Datenschutzgrundverordnung garantiert uns Nutzer:innen gegenüber Anbieter:innen das Recht auf Auskunft, inwiefern personenbezogene Daten von uns gespeichert werden, wie diese verwendet und ob sie weitergegeben werden. In der Theorie klappt das prima, in der Praxis häufig nicht so gut. Die einmonatige Frist zur Beantwortung wird selten eingehalten und wenn man Glück hat und eine Antwort bekommt, ist diese meist so lückenhaft, dass selbst Laien auffällt, dass hier etwas nicht stimmen kann.

In diesen Fällen bleibt noch der Beschwerdeweg zur zuständigen Landesdatenschutzbehörde. Dass auch dies bei großen Anbieter:innen kein Garant ist, beweist aktuell Zoom. Der US-Videokonferenz-Anbieter ist in der Coronakrise zum Marktführer aufgestiegen, obwohl es diverse IT-Sicherheits- und Datenschutzprobleme gab.

Ein Leser von netzpolitik.org versucht seit Monaten gegenüber Zoom sein Recht auf Auskunft durchzusetzen. Das US-Unternehmen antwortet ihm nicht. Er hat bei zwei Landesdatenschutzbeauftragten Beschwerde eingelegt. Die prüfen seit Wochen, wer denn genau zuständig sein könnte. Weil der Videokonferenzanbieter mehrere Büros in der EU unterhält, bleibt bis heute ungeklärt, wer eigentlich zuständig ist.

Tomas Rudl hat dazu recherchiert und Zoom um eine Stellungnahme gebeten. Er bekam auch keine Antwort: Der steinige Weg zu den eigenen Daten.

Der Fall zeigt mehrere Aspekte: Wie vertrauenswürdig und empfehlenswert ist denn ein Dienst, der nicht auf Presseanfragen regaiert, Auskunftsrechte missachtet und selbst mit Aufsichtsbehörden spielt. Und warum haben wir immer noch keine effektive Datenschutzdurchsetzung?

Neues auf netzpolitik.org:

Ich habe gestern schon über die Vorwürfe gegen den Social-Media-Leiter der Bundeswehr berichtet, der damit aufgefallen ist, dass er in sozialen Medien mit rechtsextremen Inhalten sympathisiert habe. Charlotte Pekel und Daniel Laufer haben gestern noch etwas mehr zu ihm im Netz gefunden: Social-Media-Leiter der Bundeswehr gefallen rechtsradikale Postings.

Auf diesen Recherchen baut auch teilweise dieser Spiegel-Artikel auf, der auch weitere Aspekte hat: Oberstleutnant sprach vor rechtsextremen Burschenschaftlern.

Was sonst noch passierte:

Der hr-iNFO-Netzwelt-Podcast hat in der aktuellen Folge das Thema „Das Ende der Anonymität? – Wie Gesichtserkennung uns alle identifizierbar macht“ und verweist dabei auf unsere Recherchen zum polnischen Unternehmen PimEyes.

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Die Bild-Zeitung titelte gestern wohl, dass die Corona-Warn-App auf Android kaputt sei und bei Millionen Menschen nicht funktioniere und die Bundesregierung sich damit blamiere. Viele Medien übernahmen die Erzählung, obwohl es doch zum grundlegenden 1×1 der Medienkompetenz gehört, sich bei einer Geschichte nicht auf die Bild zu verlassen. Heise-Online hat dazu recherchiert und kommt zu anderen Erkenntnissen.

Schuld ist nicht die App, sondern es handelt sich um Konfigurationsprobleme in der Energie-Optimierung des Gerätes auf Betriebssystem-Ebene. Und dafür seien die Handyhersteller mit ihren Grundeinstellungen verantwortlich. In dem Heise-Artikel wird erklärt, wie Android-Nutzer:innen selbst nachschauen können, ob das beim eigenen Gerät richtig eingeschaltet ist und wenn nicht, wie man es selbst machen kann.

Wem das zu technisch ist: Die Erklärung von Spiegel-Online ist etwas niedrigschwelliger.

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In den USA werden militärisch aufgerüstete Bundespolizisten als Wahlkampfspektakel für Trump in eher liberale Städte geschickt, um eine Art Bürgerkrieg für die Medien zu inszenieren. Was wie eine Kino-Dystopie klingt, ist in Städten wie Portland aktuell Realität. Der Tagesspiegel erklärt die Hintergründe, die auch damit zu tun haben, dass die US-Regierung ihr altes Militär-Equipment an Polizeien verkauft und das viele negative Konsequenzen mit sich bringt: Trumps martialische Bundespolizisten.

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Für viele ist der Klimawandel eine Sache, auf die man sich in ein paar Jahren vorbereiten muss. Dass dieser schon mehr als real ist, zeigt eine gemeinsame Recherche von ProPublica und der New York Times über Klimageflüchtete aus Mittelamerika. In Staaten wie Guatemala wird Landwirtschaft durch verändertes Klima immer mehr zum Roulette und die Lebens- und Arbeitsgrundlage für viele fällt damit weg. Bis 2070 wird jede dritte Person auf diesem Planeten davon betroffen sein. Wohin werden sie gehen? Gute Reportage, trauriges Thema: Where Will Everyone Go?

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Einsichten in die Stimmung bei Facebook gibt diese Recherche bei Buzzfeednews: Hurting people at scale. Faceook employees reckon with the social network they’ve built.

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Direkt daneben kann man diese Recherche bei NBCNews einsortieren: Facebook ignored racial bias research, employees say. Facebook-Forscher:innen fanden heraus: Schwarze Instagram-Nutzer:innen in den USA haben eine um 50% gesteigerte Wahrscheinlichkeit, durch die automatisierten Filtersystemen gesperrt zu werden. Hat aber niemand groß im Unternehmen interessiert.

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Der Guardian hat die ehemalige Reddit-Mitarbeiter:in Ellen Pao interviewt, die vor Jahren als eine der ersten auf toxische Unternehmenskulturen im Silicon Valley hingewiesen hat: ‘They don’t think it’s important’: Ellen Pao on why Facebook can’t beat hate .

Video des Tages: Stanislaw Lem

In der Arte.Mediathek gibt es eine einstündige Dokumentation über den Science-Fiction-Autor Stanislaw Lem: Der literarische Kosmonaut.

Das Letzte: The Sound of silence im Daft-Punk-Remix

Die globalen Lockdowns und Ausgangsbeschränkungen finden sich auch in seismischen Daten, wie dieses wissenschaftliche Papier zeigt: Global quieting of high-frequency seismic noise due to COVID-19 pandemic lockdown measures.

Gestern hab ich ein Video verlinkt, in dem Donald Trump seine geistigen Genie-Fähigkeiten unter Beweis stellt. Davon gibt es jetzt den passenden Remix mit Daft-Punk-Filtern. Ich muss jetzt irgendwie die Wörter wieder aus dem Kopf bekommen. Person, woman, man, camera, TV…

Schönes Wochenende.

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Das war es für heute. Viele Grüße und bleibt gesund,
Markus Beckedahl

Ich freue mich immer über Feedback und gute Hinweise. Meine Mailadresse ist markus@netzpolitik.org. Ich bin zwar häufig von zu vielen eMails überfordert und bekomme nicht alle beantwortet. Aber ich lese alle Mails.

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