[bits] Willkommen aus dem Home-Office

Willkommen zum ersten täglichen Bits-Newsletter aus dem netzpolitik.org-Universum. Dieser Newsletter ist ein Experiment mit beschränkten Ressourcen im Home-Office. Außerdem ist er momentan etwas persönlicher, weil ich ihn erst mal nur schreiben werde, wobei ich für die Linktipps auch auf die Mitarbeit unserer Redaktion zurückgreifen werde.

Die Idee ist, ein täglicher Wegweiser durch das Netz zu geben mit einem Schwerpunkt auf netzpolitische Aspekte. Aber auch offener über das Kernthema hinaus. Aktuell wird es sicher auch viele Informationen und Einordnungen rund um die Ausbreitung des Coronavirus geben. Mit der Zeit werden sich Rubriken ausbilden, hier werde ich mit verschiedenen Möglichkeiten experimentieren und mich an eine festere Struktur herantasten. Dazu brauch ich die tägliche Routine – und da wir Eure Nutzergewohnheiten nicht tracken, kann ich auch Euer Feedback gebrauchen.

Ungeklärt ist auch die Frage, ob dieser Newsletter mittelfristig morgens oder Abends erscheinen wird. Für den Anfang ist eine Verschickung am Ende des Arbeitstages geplant. Wenn sich der Newsletter und Abonnentenzahlen mal entwickelt haben, werden wir dies aber zur Diskussion stellen und Meinungen abfragen. Vielleicht macht ja der Morgen mehr Sinn, auch wenn es da bereits eine Vielzahl Angebote anderer Medien gibt.

Mal schauen, wie sich dieser Newsletter entwickelt, vielleicht wird er auch mal zu einem größeren Angebot ausgebaut. Aber fangen wir doch mal an.

Am ersten Tag der Kontaktsperre bin ich heute früh Morgens irritiert aufgewacht, weil vor der Tür die Straße aufgebuddelt wurde und leider immer noch wird. Die Apokalypse hab ich mir etwas anders vorgestellt. Es bleibt zumindest die Hoffnung, dass mit dem Baulärm vielleicht auch endlich mal Glasfaser kommen könnte. Bis dahin ruckelt zuhause noch manchmal mein Netz, vor allem wenn alle anderen Nachbarn ebenfalls die Tagesschau sehen wollen.

Datenschutzfreundliche Videokonferenzen

Die vergangene Woche bestand für mich und viele andere teilweise darin, in unterschiedlichen Konstellationen die Vor- und Nachteile diverser Videokonferenz-Systemen durch zu testen. Das war häufig eher frustrierend, dieses Kurzvideo beschreibt die Erlebnisse ganz gut. Viele sind noch nicht ausreichend mit dieser Kulturtechnik vertraut, ich schließe mich da auch nicht aus. Anne Roth hat praktische Tipps und Tricks für Einsteiger:innen und Fortgeschrittene formuliert.

Ich freue mich, dass Jitsi mittlerweile als dezentrale und datenschutzfreundliche Videokonferenzen-Möglichkeit gut funktioniert, zumindest wenn man als Browser Chrome/Chromium nutzt. In kleineren Gruppen klappt auch das Talk-Plugin in Nextcloud gut, aber in größeren Gruppen skaliert es (noch) nicht. Viele nutzen derzeit die kommerzielle US-Plattform Zoom. Deren Vorteil ist, dass sie meist funktioniert und auch größere Gruppen zulässt, aber natürlich mit dem Preis der kommerziellen Überwachung. Die Electronic Frontier Foundation hat sich mit den Hintergründen beschäftigt: What You Should Know About Online Tools During the COVID-19 Crisis.

Eine gute Kurzanleitung für Jitsi findet sich im Blog von Mike Kuketz.

Wissenswertes zum Coronavirus

Ein großes kollaboratives Experiment ist die Seite CoronaVirusTechHandbook. Viele Menschen kommen zusammen, um gemeinsam viele Wegweiser durch diese Krise zu formulieren. Das ist so erfolgreich, dass die Seite häufig zusammenbricht. Ich bin trotzdem gespannt, wie sich das Projekt entwickelt. Weniger offen kollaborativ, dafür schon fertig (auch wenn es ständig ergänzt wird), ist die Seite covid @ home, die von Berliner Hackern um Rop Gonggrijp und Vera Wild herum zusammengestellt und überprüft wurde. Darin finden sich viele Tipps und Tricks, wie man mit der Situation umgehen kann und wie man sich verhalten sollte. Mittlerweile gibt es neben der englischen Originalseite auch bereits eine deutsche Übersetzung.

„The Hammer and the Dance“ ist eine fundierte Analyse mit verschiedenen Handlungsoptionen, wie man sich als Gesellschaft auf die #Coronakrise einstellen kann und welche Handlungen möglicherweise zu welchen Konsequenzen führen. Lang, aber sehr interessant.

Der immer hörenswerte US-Podcast „On the Media“ hat einen Prepper-Forscher zu der Frage interviewt, wie sich professionelle Prepper auf den #Coronavirus und die damit verbundene Apocalypse vorbereiten. Das ist echt witzig, weil für viele Prepper die Vorbereitung ihr Lebensinhalt darstellt, aber viele sind gerade total überfordert, weil in einer Pandemie alles anders abläuft als geplant: Why Preppers Weren’t Really Prepared For The Pandemic.

Audio des Tages:

Leonhard Dobusch ist seit vielen Jahren ein Weggefährte von mir und einer unser festen freien Autoren bei netzpolitik.org. Bei uns schreibt er meist über Urheberrechtsfragen sowie die Zukunft des Öffentlich-Rechtlichen Rundfunks, weil er als Vertreter des „Internet“ im ZDF-Fernsehrat sitzt. Was man dabei gerne übersieht: Sein eigentlicher Beruf ist Professor für Betriebswirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt auf Organisationsforschung. Tim Pritlove hat mit ihm für den Forschergeist-Podcast ausführlich über seinen Job und seine Forschungen gesprochen. Das rund 2,5 Stunden lange Gespräch dreht sich dabei auch um viele netzpolitische Fragestellungen, die Leonhard in seiner Forschungsarbeit untersucht, z.B. wie große kollaborative Communities wie die Wikipedia funktionieren und was man daraus für andere Bereiche lernen kann.

Video des Tages:

Der Bundesnachrichtendienst hat zusammen mit der CIA viele Jahre lang die Schweizer Crypto AG betrieben, ohne dass deren Kunden dies wussten. Viele Kunden auf der ganzen Welt haben ihre Kommunikation mit den Verschlüsselungstechnologien der Crypto AG abgesichert, die aber Hintertüren enthielt. Die einstündige ZDF-Dokumentation „Operation Rubikon“ gibt einen historischen Überblick rund um die Spionage-Aktivitäten und die ganze Geschichte zeigt, wie wichtig es ist, dass Verschlüsselungstechnologien offen und nachvollziehbar sind. Denn sonst muss man immer davon ausgehen, dass Hintertüren eingebaut sind und jemand mitlauscht.

Heute auf netzpolitik.org:

Die World Intellectual Property Organization (WIPO) gehört zu den 17 Sonderorganisationen der Vereinten Nationen. Sie verwaltet maßgebliche völkerrechtliche Verträge im Markenrecht, Patentrecht und Urheberrecht und ist der zentrale Ort zur Verhandlung neuer Bestimmungen in diesen Bereichen. Justus Dreyling nimmt als zivilgesellschaftlicher Vertreter und als Abgesandter von Wikimedia Deutschland an den Sitzungen der WIPO teil und schreibt jetzt in unregelmäßigen Abständen auf netzpolitik.org darüber: Streit um eine internationale Urheberrechtsreform.

Das war es mit der ersten Ausgabe.

Viele Grüße und bleibt gesund,
Markus Beckedahl

Meine Mailadresse ist markus@np. Ich bin zwar häufig von zu vielen eMails überfordert und bekomme nicht alle beantwortet. Aber ich lese alle Mails.

Im Anfangsstadium gibt es hier keine zusätzliche Redaktion und Qualitätskontrolle. Rechtschreibfehler werden zwar vermieden, können aber auftreten und in diesem Fall leider auch behalten werden. Dieser Newsletter wird auch von vielen Spenden im Rahmen der freiwilligen Leser:innenfinanzierung von netzpolitik.org ermöglicht. Mit Deiner Unterstützung können wir noch viel mehr machen.